In dieser Woche findet die DMEXCO 2022 endlich wieder live in Köln stat. Wir haben das diesjährige Motto #WeProgressTogether zum Anlass genommen und Digital-Experten und Expertinnen gefragt: Wie sieht Fortschritt nach der Pandemie aus? Bei welchen digitalen Trends bestehen echte Wachstums-Potenziale? Für viele stellen echte Beziehungen, mehr Menschlichkeit, bewusster Konsum und Sustainability wichtige Themen dar. Aber auch der versierte Einsatz von Technologie und die Veränderungen unserer Arbeitswelt stehen auf der Agenda.
Wir brauchen dringend mehr Menschlichkeit für unser zunehmend digitales Leben
In diesem Jahr haben Unternehmen es sowohl mit der immer noch anhaltenden Pandemie als auch mit einer sich stark verändernden Technologielandschaft zu kämpfen, die dem Datenschutz und dem Kundenerlebnis hohe Priorität einräumt. Hinzu kommen Sorgen um Lieferketten-Engpässe und die Inflation. Angesichts dieser Entwicklungen – und der immer stärker ausgeprägten Vorliebe für alles, was mit Mobilität zu tun hat – verlassen sich Kund:innen und Unternehmen mehr denn je auf Apps. Viele Marken wissen, dass sie in erster Linie über das Kundenerlebnis konkurrieren und machen ihre App zum wertvollsten Markenwert. Gleichzeitig haben Verbraucher und Verbraucherinnen mehr Kontrolle über ihre Interaktionen mit Marken und können ihre persönlichen Service-Wünsche weitergeben oder unerwünschte Nachrichten einfach abschalten. Unternehmen haben jetzt die große Chance, die Relevanz und Wirksamkeit ihrer Kommunikation zu steigern, indem sie Kund:innen die Möglichkeit geben, die Interaktion zu steuern. Erste Schritte hin zu einer freundlicheren, sichereren und einfühlsameren Interaktion sind zweifellos eine gute Sache. Denn sie bringen dringend benötigte Menschlichkeit in unser zunehmend digitales Leben.
Laura Schwarz, Director of Sales EMEA, Airship. Foto (Credits: Alexander Kreuzer)
Echte Beziehungen stärken und mit digitalen Tools vor die Bugwelle kommen
Fortschritt gibt es interessanterweise ja oft gerade nach Zäsuren und Krisen. Ich denke, dass wir jetzt die Chance haben, viele Dinge, über die wir schon lange sprechen, auch in die Tat umzusetzen. Dafür nutzen wir mit vielen unseren Auftraggebern und Auftraggeberinnen das Momentum der Veränderung: Verstärkt setzten wir auf kollaborative Tools zur Projektsteuerung, für den kreativen Gestaltungsprozess und zur inhaltlichen Diskussion und etablieren so zukunftsgerichtete Formen der Zusammenarbeit. Auf diese Weise kommen wir nach den zähen Corona-Jahren gemeinsam mit unseren Kunden und Kundinnen wieder vor die Bugwelle, haben das Steuer in der Hand, agieren statt reagieren und wirken dem Gefühl der Getriebenheit entgegen. Damit digitalen Tools jedoch ihre volle Kraft entfalten, sollte mit der Digitalisierung der Prozesse auch die Stärkung der echten Beziehungen einher gehen. Und zwar zwischen Auftraggebern und Agentur genauso wie intern im Team – davon sind wir bei Zeichen & Wunder überzeugt.
Hanna Oberrenner, Director Strategy, Zeichen & Wunder. Foto
Wir müssen den Vorteil von Vernetzung und Flexibilität nutzen
Kooperation ist ein alter Trend, der jetzt neu gedacht und entdeckt wird. Die Pandemie hat den Veränderungen unserer Arbeitswelt einen massiven Schub verliehen: Home-Office, verbesserte Tools der digitalen Kommunikation und Vernetzung, aber auch ein neuer Anspruch an Agilität und Flexibilität. So lassen sich Disziplinen leichter zusammenbringen, wodurch man noch schneller auf sich ändernde Anforderungen reagieren kann. Gebündelte Kompetenzen schaffen mehr Austausch, optimieren Prozesse und bieten mehr Abwechslung für die Arbeitnehmenden. Gerade in der Kooperation zeigt sich das Potenzial individueller Stärken. Die Pandemie hat es gezeigt: wer gut vernetzt ist und flexibel arbeitet, ist klar im Vorteil. Dabei profitieren auch Arbeitnehmende. Warum nur an einem Standort arbeiten, wenn man mit einem Buchungstool einen Arbeitsplatz an jedem beliebigen Standort des Unternehmens reservieren kann? Die digitale Vernetzung wird daher auch in Zukunft neue Standards der Kooperation, aber auch der Work-Life-Balance setzen.
David Rost, Co-Founder und Group CEO, MYTY. Foto
Kreativität ist und bleibt wichtige Komponente
Viele Diskussionen in den letzten Monaten zeigen das spannende Potenzial für Marken auf, ihre Reichweite auf neue Umgebungen wie NFTs, das aufkeimende Metaverse und Web3 auszudehnen. Auch Kreativschaffende, Branding-Expert:innen und selbst die Schriftbranche können von dieser Entwicklung profitieren: Personalisierte Events, die NFT-Besitzern und Besitzerinnen vorbehalten sind, in Kombination mit physischen Samples – etwa ein Logo, ein Icon oder ein Gratis-Schrift-Paket, die an den digitalen Besitz gebunden sind, schaffen kreativere Wege, um Menschen eine völlig neue Experience zu bieten. Auch wenn das Publikum im Metaverse nicht zu den traditionellen Kunden von Agenturen oder Power-Usern von Schriften gehört, so haben sie doch den Wert von Kreativität verstanden. Die meisten sind von der Ausdruckskraft von den kreativen Inszenierungen in der virtuellen Welt einfach nur begeistert und sie verstehen sofort, warum ein einprägsames Schriftbild ein entscheidendes Element für eine funktionierende gemischte Realität darstellt. Es liegt also auf der Hand, dass Kreation, die im Metaverse begeistert, auch außerhalb davon gut ankommt – und umgekehrt.
Bernhard Prüger, Head of Global Field Marketing, Monotype DACH. Foto
Es geht darum, sich an die Bedürfnisse der digitalaffinen Menschen anzupassen
Im Zuge der Corona-Pandemie waren viele B2B-Unternehmen dazu gezwungen ihre Vertriebsstrategie anzupassen. „Omnichannel“ war und ist die strategische Stoßrichtung. So wie sich Unternehmen in ihren Sales-Prozessen weiterentwickelt haben, so haben sich auch die Erwartungen von Kunden und Kundinnen angepasst und weiterentwickelt. Sie legen vermehrt Wert auf Benutzerfreundlichkeit und unkomplizierte Einkaufsprozesse. Vor allem gilt es, sich an die Bedürfnisse der digitalaffinen Menschen anzupassen. Bei allen Maßnahmen sollten Marketer und Technologie-Experten und Expertinnen jedoch darauf achten, dass die Buyer Journey im B2B-Bereich deutlich länger und vielschichtiger ist als im B2C-Geschäft. Umso wichtiger also, hier gut aufgestellt zu sein. Moderne E-Commerce-Technologien und Martech-Lösungen können dazu beitragen, die Performance der eigenen Plattformen deutlich zu steigern. Ziel dabei sollte stets sein, die Customer Experience signifikant zu verbessern und zugleich höchste Ansprüche an die Gestaltung von Shop oder Marktplatz zu stellen.
Florian Wassel, CEO bei TOWA. Foto
Sustainability muss Priorität werden
Wir sehen, dass vor allem junge Menschen nach wie vor Innovationen in Digital- und Tech-Unternehmen voranbringen möchten, dabei aber einen noch stärkeren Wert auf nachhaltiges Handeln legen und einen klaren Purpose seitens der Unternehmen einfordern.
Fortschritt kann nur erfolgreich vorangebracht werden, wenn Firmen gemeinsam mit High Potentials eine neue Sinnhaftigkeit etablieren und einen starken Fokus auf ökologisch, ökonomisch sowie sozial wertvolle Maßnahmen setzen. Gerade jetzt hat die Digital- und Tech-Branche dafür die besten Voraussetzungen. Auch „New Work“ spielt weiterhin eine große Rolle und kann optimal gelingen, wenn Führungskräfte mutig Veränderungen anstoßen, Bewährtes in diese neue Zeit mitnehmen und vor allem proaktiv den Wandel leben. Konkret könnte das heißen: flexible Arbeitszeiten und Selbstorganisation stärken, digitale „Get Togethers“ ermöglichen, unnötige Meetings reduzieren und vor allem als Vorbild mit gutem Beispiel voran gehen.
Marco Peters, Gründer und Geschäftsführer bei Nextwork. Foto
Versierter Einsatz von Technologie sichert den erfolgreichen Auftritt
Die Welt hat sich im Eiltempo digitalisiert. Wer in Zukunft seine Zielgruppen erreichen will, muss tief in digitale und künftig verstärkt virtuelle Welten eintauchen. Davon sind wir fest überzeugt und haben daher nicht nur unser Online-Marketing-Team deutlich vergrößert, sondern in einen eigenen Technologiestandort investiert. Das macht es uns möglich, am Puls der rasanten Entwicklung zu bleiben und damit das digitale Potenzial unserer Kunden und Kundinnen konsequent zu entfesseln. Und selbst weiter zu wachsen. Beispielsweise das Attribution Modelling, das die Rolle einzelner Touchpoints und Kanäle für die Customer Journey analysiert: In Zukunft werden wir dadurch mit unseren Maßnahmen maximale Aufmerksamkeit erzielen, weil wir die Effektivität messen und Querverbindungen zwischen einzelnen Kanälen herstellen können. Neue Wege entstehen ebenfalls durch das Aussterben der third party cookies: Durch Anwendungen wie Fingerprinting, Advertising-IDs, Google Chromes FLoC-Technologie oder auch Login-Allianzen auf Single-Sign-on-Basis werden wir die Kaufentscheidung unserer Zielgruppen noch individueller beeinflussen – sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich. Der versierte Einsatz von Technologie, da sind wir gewiss, sichert Werbungtreibenden ihre ganz individuelle Heldenreise.
Verena Mayer, Co-Gründerin und Managing Director, Von Helden und Gestalten. Foto
Wir müssen uns über die Auswirkungen des Metaversums Gedanken machen
Fakt ist, das Metaverse kommt und seine Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten. Auf welcher Art und Weise es sich etabliert, wird sich zeigen. Dabei ist es wichtig, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie wir mit digitalen Identitäten umgehen. Welche Auswirkungen das Metaverse auf den Klimawandel haben kann und wie wir Emissionen aufgrund von hohen Energieverbräuchen reduzieren können. Und wir müssen uns Gedanken darüber machen, welche Einflüsse die Entwicklung auf unsere Gesellschaft haben könnte. Wir sollten politische Debatten führen, ökonomische und soziologische Einflüsse unter die Lupe nehmen und Potenziale erkennen, bevor wir sie zerreden. Das ist wichtig. Denn wir sind noch lange in Bewegung und Marken sowie jede:r einzelne kann mitentscheiden, welchen Einfluss der Grundgedanke des Metaverse auf die nächste Form des Internets und unser Leben hat.
Dennis Dünnwald, Executive Creative Director, oddity. Foto
Bewusster Konsum und Nachhaltigkeit bewegen Marken in Zukunft noch stärker
Nach der Pandemie bzw. insgesamt inmitten dieser herausfordernden Zeiten ist in unserer Gesellschaft ein Umdenken spürbar, welches hoffentlich zu einem besseren Miteinander führt: Besinnung auf das Wesentliche, Stärkung von Zusammenhalt, mehr Toleranz und Reduktion der Ansprüche. Dadurch entstehen zum einen neue (digitale) Lösungen und Ansätze im Bereich Nachhaltigkeit, aber auch im Bereich Conscious Consumption. Auf Unternehmensseite sehen wir große Veränderungsbereitschaft, beispielsweise werden Events als “Green Events” geplant, von der Anreise mit der Bahn über plant-based Food-Angebote bis hin zum recyclebaren Stage Design. Transparenz und Information, zum Beispiel durch vollautomatisierte, digitale Erfassung der CO2 Bilanz, sind dabei der Schlüssel zum Erfolg – das gilt für alle Nachhaltigkeitsbemühungen, egal ob auf Retail-Flächen oder bei Kampagnen.
Mathias Ullrich, Managing Director, LIGANOVA. Foto
Das Potenzial liegt in den veränderten Konsumbedürfnissen
Nach der Pandemie ist vor der nächsten Krise. Der Mensch ist im Dauer-Alarmmodus. Deshalb liegt für uns das größte Potenzial nicht in kurzfristigen digitalen Hypes. Sondern darin, Kunden in der aktuellen Situation und mit ihren veränderten (Konsum)Bedürfnissen zu verstehen und in den Mittelpunkt zu stellen. Großes Potenzial hat für uns außerdem alles, was es Marketing-Verantwortlichen und Agenturen möglich macht, ihre Zielgruppen möglichst effektiv und effizient zu erreichen. Deshalb sehen wir vor allem vier Themen als Wachstumstreiber. Erstens: Kampagnen, die konsequent am Sales Funnel ausgerichtet sind und auf ihre Performance hin optimiert werden. Zweitens: cleveres und hochwertiges Content-Marketing entlang der Customer Journey – inklusive SEO. Drittens: Kommunikation, die die immer wieder neuen technologischen Möglichkeiten der digitalen Kanäle kreativ interpretiert und für die Zielgruppen positiv und überraschend nutzt. Und viertens: Dienstleister, die noch nicht so digital-versierten Kunden und Kundinnen das Agieren in der Online-Welt vereinfachen: in dem sie auf Augenhöhe sprechen, Komplexität reduzieren und klassische mit digitaler Vertriebsdenke verbinden.
Peter Metz, Geschäftsführer, Sassenbach Advertising. Foto
Foto Credits: Alle Credits liegen bei den entsprechenden Agenturen/Unternehmen. Ausnahme: Laura Schwarz. Die Credits für das DMEXCO-Logo liegen bei der Kölnmesse.