Umfrage zur DMEXCO 2022: Wir brauchen dringend mehr Menschlichkeit und echte Beziehungen

In dieser Woche findet die DMEXCO 2022 endlich wieder live in Köln stat. Wir haben das diesjährige Motto #WeProgressTogether zum Anlass genommen und Digital-Experten und Expertinnen gefragt: Wie sieht Fortschritt nach der Pandemie aus? Bei welchen digitalen Trends bestehen echte Wachstums-Potenziale? Für viele stellen echte Beziehungen, mehr Menschlichkeit, bewusster Konsum und Sustainability wichtige Themen dar. Aber auch der versierte Einsatz von Technologie und die Veränderungen unserer Arbeitswelt stehen auf der Agenda.

Wir brauchen dringend mehr Menschlichkeit für unser zunehmend digitales Leben
In diesem Jahr haben Unternehmen es sowohl mit der immer noch anhaltenden Pandemie als auch mit einer sich stark verändernden Technologielandschaft zu kämpfen, die dem Datenschutz und dem Kundenerlebnis hohe Priorität einräumt. Hinzu kommen Sorgen um Lieferketten-Engpässe und die Inflation. Angesichts dieser Entwicklungen – und der immer stärker ausgeprägten Vorliebe für alles, was mit Mobilität zu tun hat – verlassen sich Kund:innen und Unternehmen mehr denn je auf Apps. Viele Marken wissen, dass sie in erster Linie über das Kundenerlebnis konkurrieren und machen ihre App zum wertvollsten Markenwert. Gleichzeitig haben Verbraucher und Verbraucherinnen mehr Kontrolle über ihre Interaktionen mit Marken und können ihre persönlichen Service-Wünsche weitergeben oder unerwünschte Nachrichten einfach abschalten. Unternehmen haben jetzt die große Chance, die Relevanz und Wirksamkeit ihrer Kommunikation zu steigern, indem sie Kund:innen die Möglichkeit geben, die Interaktion zu steuern. Erste Schritte hin zu einer freundlicheren, sichereren und einfühlsameren Interaktion sind zweifellos eine gute Sache. Denn sie bringen dringend benötigte Menschlichkeit in unser zunehmend digitales Leben.
Laura Schwarz, Director of Sales EMEA, Airship. Foto (Credits: Alexander Kreuzer)

Echte Beziehungen stärken und mit digitalen Tools vor die Bugwelle kommen
Fortschritt gibt es interessanterweise ja oft gerade nach Zäsuren und Krisen. Ich denke, dass wir jetzt die Chance haben, viele Dinge, über die wir schon lange sprechen, auch in die Tat umzusetzen. Dafür nutzen wir mit vielen unseren Auftraggebern und Auftraggeberinnen das Momentum der Veränderung: Verstärkt setzten wir auf kollaborative Tools zur Projektsteuerung, für den kreativen Gestaltungsprozess und zur inhaltlichen Diskussion und etablieren so zukunftsgerichtete Formen der Zusammenarbeit. Auf diese Weise kommen wir nach den zähen Corona-Jahren gemeinsam mit unseren Kunden und Kundinnen wieder vor die Bugwelle, haben das Steuer in der Hand, agieren statt reagieren und wirken dem Gefühl der Getriebenheit entgegen. Damit digitalen Tools jedoch ihre volle Kraft entfalten, sollte mit der Digitalisierung der Prozesse auch die Stärkung der echten Beziehungen einher gehen. Und zwar zwischen Auftraggebern und Agentur genauso wie intern im Team – davon sind wir bei Zeichen & Wunder überzeugt.
Hanna Oberrenner, Director Strategy, Zeichen & Wunder. Foto

Wir müssen den Vorteil von Vernetzung und Flexibilität nutzen
Kooperation ist ein alter Trend, der jetzt neu gedacht und entdeckt wird. Die Pandemie hat den Veränderungen unserer Arbeitswelt einen massiven Schub verliehen: Home-Office, verbesserte Tools der digitalen Kommunikation und Vernetzung, aber auch ein neuer Anspruch an Agilität und Flexibilität. So lassen sich Disziplinen leichter zusammenbringen, wodurch man noch schneller auf sich ändernde Anforderungen reagieren kann. Gebündelte Kompetenzen schaffen mehr Austausch, optimieren Prozesse und bieten mehr Abwechslung für die Arbeitnehmenden. Gerade in der Kooperation zeigt sich das Potenzial individueller Stärken. Die Pandemie hat es gezeigt: wer gut vernetzt ist und flexibel arbeitet, ist klar im Vorteil. Dabei profitieren auch Arbeitnehmende. Warum nur an einem Standort arbeiten, wenn man mit einem Buchungstool einen Arbeitsplatz an jedem beliebigen Standort des Unternehmens reservieren kann? Die digitale Vernetzung wird daher auch in Zukunft neue Standards der Kooperation, aber auch der Work-Life-Balance setzen.
David Rost, Co-Founder und Group CEO, MYTY. Foto  

Kreativität ist und bleibt wichtige Komponente
Viele Diskussionen in den letzten Monaten zeigen das spannende Potenzial für Marken auf, ihre Reichweite auf neue Umgebungen wie NFTs, das aufkeimende Metaverse und Web3 auszudehnen. Auch Kreativschaffende, Branding-Expert:innen und selbst die Schriftbranche können von dieser Entwicklung profitieren: Personalisierte Events, die NFT-Besitzern und Besitzerinnen vorbehalten sind, in Kombination mit physischen Samples – etwa ein Logo, ein Icon oder ein Gratis-Schrift-Paket, die an den digitalen Besitz gebunden sind, schaffen kreativere Wege, um Menschen eine völlig neue Experience zu bieten. Auch wenn das Publikum im Metaverse nicht zu den traditionellen Kunden von Agenturen oder Power-Usern von Schriften gehört, so haben sie doch den Wert von Kreativität verstanden. Die meisten sind von der Ausdruckskraft von den kreativen Inszenierungen in der virtuellen Welt einfach nur begeistert und sie verstehen sofort, warum ein einprägsames Schriftbild ein entscheidendes Element für eine funktionierende gemischte Realität darstellt. Es liegt also auf der Hand, dass Kreation, die im Metaverse begeistert, auch außerhalb davon gut ankommt – und umgekehrt.
Bernhard Prüger, Head of Global Field Marketing, Monotype DACH. Foto  

Es geht darum, sich an die Bedürfnisse der digitalaffinen Menschen anzupassen
Im Zuge der Corona-Pandemie waren viele B2B-Unternehmen dazu gezwungen ihre Vertriebsstrategie anzupassen. „Omnichannel“ war und ist die strategische Stoßrichtung. So wie sich Unternehmen in ihren Sales-Prozessen weiterentwickelt haben, so haben sich auch die Erwartungen von Kunden und Kundinnen angepasst und weiterentwickelt. Sie legen vermehrt Wert auf Benutzerfreundlichkeit und unkomplizierte Einkaufsprozesse. Vor allem gilt es, sich an die Bedürfnisse der digitalaffinen Menschen anzupassen. Bei allen Maßnahmen sollten Marketer und Technologie-Experten und Expertinnen jedoch darauf achten, dass die Buyer Journey im B2B-Bereich deutlich länger und vielschichtiger ist als im B2C-Geschäft. Umso wichtiger also, hier gut aufgestellt zu sein. Moderne E-Commerce-Technologien und Martech-Lösungen können dazu beitragen, die Performance der eigenen Plattformen deutlich zu steigern. Ziel dabei sollte stets sein, die Customer Experience signifikant zu verbessern und zugleich höchste Ansprüche an die Gestaltung von Shop oder Marktplatz zu stellen.
Florian Wassel, CEO bei TOWA. Foto

Sustainability muss Priorität werden
Wir sehen, dass vor allem junge Menschen nach wie vor Innovationen in Digital- und Tech-Unternehmen voranbringen möchten, dabei aber einen noch stärkeren Wert auf nachhaltiges Handeln legen und einen klaren Purpose seitens der Unternehmen einfordern.
Fortschritt kann nur erfolgreich vorangebracht werden, wenn Firmen gemeinsam mit High Potentials eine neue Sinnhaftigkeit etablieren und einen starken Fokus auf ökologisch, ökonomisch sowie sozial wertvolle Maßnahmen setzen. Gerade jetzt hat die Digital- und Tech-Branche dafür die besten Voraussetzungen. Auch „New Work“ spielt weiterhin eine große Rolle und kann optimal gelingen, wenn Führungskräfte mutig Veränderungen anstoßen, Bewährtes in diese neue Zeit mitnehmen und vor allem proaktiv den Wandel leben. Konkret könnte das heißen: flexible Arbeitszeiten und Selbstorganisation stärken, digitale „Get Togethers“ ermöglichen, unnötige Meetings reduzieren und vor allem als Vorbild mit gutem Beispiel voran gehen.
Marco Peters, Gründer und Geschäftsführer bei Nextwork.
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Versierter Einsatz von Technologie sichert den erfolgreichen Auftritt
Die Welt hat sich im Eiltempo digitalisiert. Wer in Zukunft seine Zielgruppen erreichen will, muss tief in digitale und künftig verstärkt virtuelle Welten eintauchen. Davon sind wir fest überzeugt und haben daher nicht nur unser Online-Marketing-Team deutlich vergrößert, sondern in einen eigenen Technologiestandort investiert. Das macht es uns möglich, am Puls der rasanten Entwicklung zu bleiben und damit das digitale Potenzial unserer Kunden und Kundinnen konsequent zu entfesseln. Und selbst weiter zu wachsen. Beispielsweise das Attribution Modelling, das die Rolle einzelner Touchpoints und Kanäle für die Customer Journey analysiert:  In Zukunft werden wir dadurch mit unseren Maßnahmen maximale Aufmerksamkeit erzielen, weil wir die Effektivität messen und Querverbindungen zwischen einzelnen Kanälen herstellen können. Neue Wege entstehen ebenfalls durch das Aussterben der third party cookies: Durch Anwendungen wie Fingerprinting, Advertising-IDs, Google Chromes FLoC-Technologie oder auch Login-Allianzen auf Single-Sign-on-Basis werden wir die Kaufentscheidung unserer Zielgruppen noch individueller beeinflussen – sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich. Der versierte Einsatz von Technologie, da sind wir gewiss, sichert Werbungtreibenden ihre ganz individuelle Heldenreise.
Verena Mayer, Co-Gründerin und Managing Director, Von Helden und Gestalten. Foto 

Wir müssen uns über die Auswirkungen des Metaversums Gedanken machen
Fakt ist, das Metaverse kommt und seine Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten. Auf welcher Art und Weise es sich etabliert, wird sich zeigen. Dabei ist es wichtig, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie wir mit digitalen Identitäten umgehen. Welche Auswirkungen das Metaverse auf den Klimawandel haben kann und wie wir Emissionen aufgrund von hohen Energieverbräuchen reduzieren können. Und wir müssen uns Gedanken darüber machen, welche Einflüsse die Entwicklung auf unsere Gesellschaft haben könnte. Wir sollten politische Debatten führen, ökonomische und soziologische Einflüsse unter die Lupe nehmen und Potenziale erkennen, bevor wir sie zerreden. Das ist wichtig. Denn wir sind noch lange in Bewegung und Marken sowie jede:r einzelne kann mitentscheiden, welchen Einfluss der Grundgedanke des Metaverse auf die nächste Form des Internets und unser Leben hat.
Dennis Dünnwald, Executive Creative Director, oddity. Foto

Bewusster Konsum und Nachhaltigkeit bewegen Marken in Zukunft noch stärker
Nach der Pandemie bzw. insgesamt inmitten dieser herausfordernden Zeiten ist in unserer Gesellschaft ein Umdenken spürbar, welches hoffentlich zu einem besseren Miteinander führt: Besinnung auf das Wesentliche, Stärkung von Zusammenhalt, mehr Toleranz und Reduktion der Ansprüche. Dadurch entstehen zum einen neue (digitale) Lösungen und Ansätze im Bereich Nachhaltigkeit, aber auch im Bereich Conscious Consumption. Auf Unternehmensseite sehen wir große Veränderungsbereitschaft, beispielsweise werden Events als “Green Events” geplant, von der Anreise mit der Bahn über plant-based Food-Angebote bis hin zum recyclebaren Stage Design. Transparenz und Information, zum Beispiel durch vollautomatisierte, digitale Erfassung der CO2 Bilanz, sind dabei der Schlüssel zum Erfolg – das gilt für alle Nachhaltigkeitsbemühungen, egal ob auf Retail-Flächen oder bei Kampagnen.
Mathias Ullrich, Managing Director, LIGANOVA. Foto

Das Potenzial liegt in den veränderten Konsumbedürfnissen
Nach der Pandemie ist vor der nächsten Krise. Der Mensch ist im Dauer-Alarmmodus. Deshalb liegt für uns das größte Potenzial nicht in kurzfristigen digitalen Hypes. Sondern darin, Kunden in der aktuellen Situation und mit ihren veränderten (Konsum)Bedürfnissen zu verstehen und in den Mittelpunkt zu stellen. Großes Potenzial hat für uns außerdem alles, was es Marketing-Verantwortlichen und Agenturen möglich macht, ihre Zielgruppen möglichst effektiv und effizient zu erreichen. Deshalb sehen wir vor allem vier Themen als Wachstumstreiber. Erstens: Kampagnen, die konsequent am Sales Funnel ausgerichtet sind und auf ihre Performance hin optimiert werden. Zweitens: cleveres und hochwertiges Content-Marketing entlang der Customer Journey – inklusive SEO. Drittens: Kommunikation, die die immer wieder neuen technologischen Möglichkeiten der digitalen Kanäle kreativ interpretiert und für die Zielgruppen positiv und überraschend nutzt. Und viertens: Dienstleister, die noch nicht so digital-versierten Kunden und Kundinnen das Agieren in der Online-Welt vereinfachen: in dem sie auf Augenhöhe sprechen, Komplexität reduzieren und klassische mit digitaler Vertriebsdenke verbinden.
Peter Metz, Geschäftsführer, Sassenbach Advertising. Foto

Foto Credits: Alle Credits liegen bei den entsprechenden Agenturen/Unternehmen. Ausnahme: Laura Schwarz. Die Credits für das DMEXCO-Logo liegen bei der Kölnmesse.

 

 

 

 

Maria Mühlbauer verstärkt Koschade PR

Mit Maria Mühlbauer kommt ein Neuzugang zur Münchner PR-Agentur. Als Communications Managerin unterstützt sie ab sofort das Team um Tanja Koschade. Sie war zuvor einige Jahre beim Piper Verlag im Bereich PR und Kommunikation beschäftigt.

Neuzugang bei Koschade PR: Maria Mühlbauer verstärkt ab sofort Gründerin und Geschäftsführerin Tanja Koschade als Communications Managerin. Nach ihrem Studium der Europäischen Kulturgeschichte war sie knapp dreieinhalb Jahre lang im Piper Verlag im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig und hat die Verlags-PR für Spitzen- und Imagetitel mitbetreut. Bei Koschade PR unterstützt die 28-Jährige künftig Kunden aus der Agentur- und Digitalbranche dabei ihre Außendarstellung mit Pressearbeit in den relevanten Zielgruppen zu schärfen.

„Trotz Fachkräftemangel habe ich überraschend viele top Bewerbungen bekommen. Maria Mühlbauer hat mich sofort mit ihrem kommunikativen Spirit überzeugt und wird mit ihrer Erfahrung aus der Verlagsbranche neue Impulse setzen“, sagt Tanja Koschade.

Maria Mühlbauer ergänzt: „Für mich war es Zeit, etwas Neues zu beginnen. Vor allem hatte ich den Wunsch nach mehr Eigenverantwortung und Flexibilität. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, auf die neue Herausforderung und auf spannende Projekte.“

Seit der Gründung im Jahr 2004 ist Koschade PR stetig gewachsen und bietet Agenturen und Unternehmen der Digitalbranche zum Aufbau und zur nachhaltigen Positionierung ihrer Marke strategische Kommunikations-Dienstleistungen. Zum festen Kundenstamm zählen Airship, Liganova, Monotype, Network, Oddity, Sassenbach Advertising, Strichpunkt Design, TOWA, Von Helden und Gestalten und Zeichen & Wunder. Seit kurzem stehen auch die deutsch-schweizer Agenturgruppe MYTY Group sowie Panama auf der Kundenliste. Neben der klassischen Pressearbeit unterstützt das kleine, hocheffiziente Agenturteam seine Auftraggeber:innen auch im Bereich Social Media und beim Aufbau ihrer LinkedIn-Präsenz.

Kommunikation muss sich nachhaltig verändern: Das sind die Trends

Sendungen mit großer Reichweite im TV? Gab es früher oft, heute eher selten! Wahlergebnisse bei Bundestagswahlen mit klarem Sieger oder gar absoluter Mehrheit: schon länger her! Volle Fußgängerzonen vorm Wochenende: eher die Ausnahme, vor allem seit wir mit Corona leben! Ob TV, Partei oder Shopping: Warum fällt es immer schwerer, viele Menschen für ein Angebot zu begeistern? Sind diese Angebote vielleicht einfach nicht mehr aktuell? Oder die Zielgruppen und deren Bedürfnisse zu divers? Wie muss sich Kommunikation im Jahr 2022 und darüber hinaus verändern, um erfolgreich, zukunftsfähig und relevant zu sein und zu bleiben? Wir haben gemeinsam mit Werben & Verkaufen Expert:innen gefragt.

 

Ein Perspektivwechsel wird dringend notwendig
Kommunikation, wie wir sie heute machen, wird es so bald nicht mehr geben. Denn Werbetreibende haben die Generation Z noch nicht verstanden – oder es fehlt ihnen die Fähigkeit dazu. Daher wissen sie auch nicht, wie sie diese erfolgreich adressieren können. Fakt ist: Diese Generation geht völlig anders mit Werbung um. Und Marken müssen zunächst „verlernen“, was sie über Kommunikation wissen, um von dieser wichtigen Zielgruppe tatsächlich gehört zu werden. Dazu ist dringend ein Perspektivwechsel notwendig, was zuallererst heißt, sich in die Haut dieser Generation zu versetzen. Dazu brauchen wir keine Kreativ-Diven, die dem TV-Spot allen Content sklavisch unterknechten und Data post-campaign und rein informativ betrachten, wir brauchen keine Digital-Nerds, die nur in Formaten und Mechaniken denken können. Sondern ein echtes gemeinsames Verständnis, ein Zusammenarbeiten und -wachsen wollen. Wenn wir dieser neuen Herausforderung begegnen wollen, müssen wir zuhören und den Blick in das Nutzungsverhalten verstärken, Werte als Maßstab verstehen und die dynamische Zusammenarbeit zwischen Klassik und Digital auf Kampagnen als zwingende Voraussetzung erkennen.
Eva Reitenbach, Managing Director bei oddity

Neue Zeit, neue Bedürfnisse, wenig Antworten
Ganz klar, unsere Zeit führt zu grundsätzlichen Fragen und verlangt nach neuen Antworten. Und das ist nicht so einfach: Die richtigen Lösungen und Produkte zu finden, beziehungs-weise zu entwickeln, die unserer suchenden Gesellschaft das Gefühl geben, einer Antwort zumindest näher zu kommen. Aber wann immer eine Bewegung, ein Unternehmen oder ein Produkt das schafft, zieht dieses sehr wohl eine große Anzahl an Anhängern oder Käufern an. Das zeigen so unterschiedliche Beispiele wie Fridays for Future oder Tesla: Während die einen ganz verschiedene Gruppen quer durch die Gesellschaft mobilisieren, lehrt Tesla unsere heimischen Automobilhersteller das Fürchten. Wir alle warten schon lange auf Dinge, die es uns leichter machen, unseren Alltag ressourcensparender zu gestalten. Und hier ist wiederum die Kommunikation gefragt: Menschen wollen wissen, was ein Produkt kann oder nicht kann und gerade die ganz Jungen prüfen sehr sorgfältig, wer und welche Haltung hinter einem Unternehmen steckt. Das gilt es wahrheitsgemäß und authentisch zu erzählen. Denn begeistern können wir uns: Wenn man uns das Richtige anbietet.
Irmgard Hesse, geschäftsführende Gesellschafterin bei Zeichen & Wunder

 

Kommunikation muss aus dem Kern der Marke heraus gedacht sein
Kommunikation in näherer Zukunft wird vor allem nutzerzentriert sein. Marken, die den Nutzern keinen Mehrwert liefern, werden es im Digital Age immer schwerer haben. Sie sind beziehungsunfähig und damit nicht relevant. Das Stichwort für morgen lautet Brand Communication. Die Kommunikation von und mit Marken muss heute mehr denn je inhaltlich, formal und zeitlich aus dem Kern der Marke heraus gedacht und auf den Adressaten abgestimmt sein – die sogenannte User Centered Communication bedeutet in der Zukunft aber auch, in einem iterativen Prozess Nutzererlebnisse einfließen zu lassen, sie zu bewerten und dann Lösungen zu präsentieren, die unkonventionell sind, die neu sind und die aus der Lust am Experimentieren entstehen. Die Kommunikation der Zukunft erfordert Mut, denn nur den Mutigen gehört die Zukunft.
Philipp Brune, CEO von Strichpunkt

 

Wir brauchen Content, der mit Konventionen bricht
Die Zeiten, als viel und groß meistens immer auch gut war, sind lange vorbei! Die Bequemlichkeit, die von einem Massemedium wie z.B. TV ausgeht, lähmt die Kreativität. Das haben, trotz den Revivals von Wetten, dass…? und TV Total fast alle erkannt und akzeptiert. Der Gewinner ist die Vielfalt. Es ist eine schöne Entwicklung, denn die Welt wird diverser, individueller und globaler. Die Zersplitterung führt zu einer Fokussierung und einer intensiveren Auseinandersetzung mit Zielen, Zielgruppen, Botschaften und Inhalten. Deshalb werden Marken nur zukunftsfähig und relevant, wenn sie ihre Stakeholder sehr gut kennen und ihnen Content anbieten, der mit Konventionen bricht und unerwartet amüsant, bewegend, verantwortungsvoll, lehrreich oder anderweitig inspirierend ist. Mit einer schlauen Kommunikationsstrategie und gutem Content Design wird man sogar Kanzler. Außerdem: Durch das grenzenlose Internet haben Nischen, global gesehen, dennoch ein enormes Potenzial.
Wolfram Schäffer, Geschäftsführer bei Design Hoch Drei

 

Optimale Frequenz nicht mit Penetranz verwechseln
Wenn man Performance-Experten glaubt, sind Ideen und Kreativität in der Kommunikation völlig egal. Es zählen nur KPIs, Programmatics, Segmentierung. Nicht ab 2022! Mess- und Steuergrößen sind Standard und als alleinige Heilsbringer längst überholt. Kreativität ist fürs Verkaufen wichtiger denn je. Wenn auch in anderer Form als früher. Das beste Beispiel ist das Revival von „Wetten, dass..?“, mit fast 50 Prozent Marktanteil und KPIs, von denen jeder Performance-Manager träumt. Dabei Nostalgie als Erfolgsfaktor auszumachen, wäre zu einfach. Mehr als 50 Prozent der 14-49-jährigen saßen vor der Glotze. Klaas Heufer-Umlauf bringt das Gottschalk–Erfolgsrezept auf den Punkt: Es ist, bei aller Lautstärke, „das unsichtbare Talent, nicht zu nerven“. Und genau das müssen wir verstehen, wenn wir eine erfolgsorientierte Grundakzeptanz in den Zielgruppen erreichen wollen: Optimale Frequenz ist nicht mit Penetranz zu verwechseln. Und als Treiber einer hocheffizienten Vermarktung ist Kreativität ein Muss.
Peter Metz, Geschäftsführer bei Sassenbach Advertising

 

Mobile-First-Erlebnisse sind der Schlüssel
Besonders der Einzelhandel ist von diesem massiven Wandel konfrontiert. Hier hat vor allem die Pandemie die Bedürfnisse und Erwartungen der Verbraucher stark verändert. Viele Konsumenten kaufen inzwischen anders ein, vor allem natürlich die Jungen: Der Gebrauch mobiler Endgeräte steht für sie im Zentrum ihres täglichen Lebens – die Auswirkungen auf den Einzelhandel sind daher fundamental. Das zeigt auch unsere aktuelle Consumer-Studie klar auf: Zwei Drittel der Verbraucher nutzt beim Weihnachtseinkauf Shopping-Apps! Zuallererst die Jungen: 81 Prozent der Millennials setzen seit Beginn der Pandemie auf Händler-Apps, 77 Prozent sind es in der Generation X, 74 Prozent in der Generation Z und immerhin noch 66 Prozent in der Generation der Babyboomer. Interessant ist auch: Die Generation der Millennials hat die Nase vorn, wenn es darum geht, digitale Treuekarten oder Coupons im Geschäft zu nutzen. Daraus folgt, dass sich der Handel schnell an die wachsende Nachfrage nach Mobile-First-Erlebnissen anpassen muss. Diese sollten nahtlos sein, den spezifischen Bedürfnissen und Interessen der Kunden entsprechen und einen echten Mehrwert bieten.
Laura Schwarz, Country Manager Central & Eastern Europe bei Airship

 

Der Trend der die Thesen verbindet, heißt Fragmentierung
In den letzten 20 Jahren wurden alle drei Bereiche durch die Digitalisierung massiv verändert. Im Internet finden wir Informationen, die zu unserem Weltbild passen (nicht im TV), vernetzen uns mit Menschen, die gleich denken (auch wenn es nur wenige sind) und kaufen global, anstatt lokal. Es entstehen kleine Zielgruppen-Inseln, die Menschen eine starke Identifikation ermöglichen und ihnen Halt geben. Darin entwickelt sich aber auch ein großes Potential für Marken, die sich in der Nische für diese Inseln positionieren. Das ist auch der Weg, der im TV und in der Parteien-Landschaft eingeschlagen wird. Ob diese Entwicklung gesellschaftlich förderlich ist, steht dabei auf einem anderen Blatt. Kommunikation muss nun lernen, diese kleineren, fragmentierten Meinungen und Zielgruppen resonanzfähig zu bespielen: und das geht (Überraschung) genau dort wo die Fragmentierung stattfindet – in digitalen Kanälen, die kleine Zielgruppengrößen zulassen.
Manuel Kuhn, Director Strategy bei TOWA

 

Das Konzept Marke funktioniert künftig nur mit dem „Proof“
Lange genug haben Unternehmen alles Mögliche behauptet: „Unser Milchriegel ist gesund“, „Ihre Privatsphäre ist uns wichtig“, „Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt“, „Wir sind klimaneutral“. Das geht heute nicht mehr. Jetzt müssen Unternehmen beweisen, dass es stimmt, was sie behaupten. Das Werbeversprechen oder die Selbstdarstellung werden überprüfbar und messbar – anhand von Controls, Zertifizierungen, gesetzlichen Standards und Richtlinien. Darin liegt eine Riesenchance, ein Wettbewerbsvorteil, z.B. für Unternehmen, die eine Nachhaltigkeitszertifizierung haben – und damit bei Bewerbern punkten. Wir brauchen ein neues Instrumentarium, um diese Themen in der internen und externen Kommunikation, im Employer Branding, aber auch in der Unternehmenskultur zu verankern. Marketing muss also seine alte Königsdisziplin, die Marke, auf den Prüfstand stellen. Lang genug war das nur „Promise“, jetzt ist der „Proof“ gefragt und das Konzept „Marke“ wird in Zukunft nur funktionieren, wenn es den Regeln der Compliance folgt.
Marco Peters, Gründer und Geschäftsführer bei Nextwork

 

Influencer bieten zielgruppengerechte Kommunikation
Die Mediennutzung hat sich stark verändert, noch nie war der Informationsfluss so überwältigend wie heute. Die Welt ist digitaler, vernetzter und vor allem schnelllebiger als jemals zuvor. Wir sehen täglich, wie schnell sich Trends wandeln – weg von offline hin zu immer mehr online. Besonders die sozialen Medien profitieren davon. Wir alle verbringen im Durchschnitt täglich immer mehr Zeit vor Instagram, TikTok und Co. Und genau deswegen ist Influencer Marketing eine besondere Waffe im Kampf um die Aufmerksamkeit der User. Content Kreatoren schaffen es, mit ihrer virtuellen Community Vertrautheit aufzubauen und haben so einen erheblichen Einfluss auf die künftige oder sofortige Kaufentscheidung ihrer Follower. Das Potenzial liegt hierbei in der zielgruppengerechten Kommunikation: Wenn der Brandfit passt, kann niemand sonst die Werte von Marken glaubhafter vermitteln. Auf diese Weise sind Nischen zu erreichen, die über die klassischen Medien nicht angesprochen werden können.
Philipp Hagl, Gründer und Geschäftsführer bei InfluenceME

 

Weg vom produktorientierten Showcasing, hin zu Brand- und Purpose-Kampagnen
Wir bewegen uns in ein Zeitalter des (Hyper-)Individualismus, in welchem Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung die höchsten Güter sind. Die Konsequenz für das Marketing? Micro-Targeting wird wichtiger, mühsam gelernte KPIs sind neu zu interpretieren. Kommunikation muss persönlicher und authentischer werden: Weg vom produktorientierten Showcasing, hin zu mehr Brand- und Purpose-Kampagnen. Damit dies gelingt, muss man einen kontinuierlichen Dialog mit den Kunden über sämtliche Touchpoints hinweg aufbauen. Ideal eignet sich dazu Social Commerce. Insgesamt sollte die Rolle einzelner Kanäle aber noch klarer abgegrenzt werden: Physische Räume fungieren als Experience Flächen und werden zum “Connecten” mit den Kunden genutzt, Websites dienen als Informationsquelle, während Social Media und Messenger die Service- und Verkaufskanälen sind.
Mathias Ullrich, Managing Director bei Liganova

 

Jetzt ist die Ära der Macher!
Die Desillusion unserer Zeit: Was gesagt und was getan wird, klafft immer mehr auseinander, das Reden und das Machen haben sich weit voneinander entfernt, die Story hat die Realität überholt. Die Folge: eine riesige Vertrauenskrise der Kommunikation. Sprache ist im besten Fall zu Symbolpolitik, Worthülsen und Lippenbekenntnissen, im schlimmsten Fall zu Green Washing, Clickbaiting und Fake News verkommen – wir glauben nicht mehr, was uns erzählt wird. Was tun? Zurück zu den Anfängen! Reden und Handeln sind seit Menschengedenken eng verbunden. Jeder Einzelne von uns trägt eine direkte, natürliche Verbindung in sich, um aus dem Wort einen Akt zu machen: die zwischen Hirn, Mund und Hand. Das erklärt, warum in den Innovation Labs und Maker Spaces unserer Zeit wieder ein neuer Menschenschlag Einzug hält: die Macher und Tinkerer. Sie kommen durch Machen zu neuen Ideen und setzen neue Ideen in die Tat um. Nicht Worte, sondern Taten zählen!
Julia Peglow, Bloggerin und Buchautorin („Wir Internetkinder“)

 

Maximale Vereinfachung und konsequente Pflege der Marke
Nicht die Zielgruppe ist zu divers, sondern das Angebot. Seit Jahren schon beobachten wir das. Die Folge: Gängige Marketing-Mechaniken verlieren ihre Wirksamkeit, wir sehen die letzten Tage der klassischen „Werbung“. Heute gibt es Nischenangebote für alle und jeden – das Einzige, was uns vereint, ist unser Individualismus. Die schier unerschöpfliche Auswahl an Angeboten, Meinungen und Kanälen hat aus uns allen Á-la-Carte-Konsumenten gemacht; Empfehlung des Chefkochs hin oder her. Kunden entscheiden sich für die eine relevante Sache. Wo früher nur zwei Wettbewerber auf der Strecke blieben, sind es heute 23. Die individuelle Verwaltung dieses Überangebots bedingt maximale Vereinfachung. Für Unternehmen bedeutet das: nur mit der konsequenten Aufwertung, Pflege und aktiven Nutzung Ihrer Marke können sie langfristig relevant bleiben. Für die Kommunikation heißt das: Botschaften müssen individuell ausgesteuert werden. Die Technologie dazu gibt es – nutzen wir sie!
Tim Kallenbach, Director Strategie & Business Development bei schalk&friends

 

Power to the Konsument.
Früher entschieden Medien was im TV lief, Unternehmen was populär war. Heute ist der Konsument am Drücker. Er entscheidet, ob er sich ab 20:15 Uhr mit vorgegebenen TV-Inhalten berieseln lässt oder ob er lieber selbst sein Programm gestaltet. Die Folge: Produkte gleichen sich. Für die Menschen wird eine Auswahl immer schwieriger, denn Parteien besetzten dieselben Themen, Autos unterscheiden sich nur noch durch UI/UX und die Produktversprechen der Shampoos im Regal des Drogeriemarkts gleichen sich zum Verwechseln. Daher ist persönliche Ansprache der Schlüssel, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Morgen ist Digital der neue Store und das Geschäft mit welcher Ware auch immer wird sich zum Markenerlebnis wandeln müssen. Es werden herausfordernde aber auch sehr spannende Zeiten für Markenverantwortliche.
Bernhard Prüger, Senior Manager Marketing EMEA bei Monotype

 

Wer Leads generieren will, muss wertschätzend sein
Die Pandemie hat vieles verändert, Nachhaltigkeit und Ethik besitzen künftig einen noch höheren Stellenwert. Das gilt generell für Klima- und Umweltschutz, aber auch Ressourcenverbrauch und Fairtrade sind für Konsumenten wichtige Themen, die Unternehmen auf der Uhr haben müssen. Dazu kommt, dass die Verbraucher immer bewusster konsumieren und sich die Markenwahl an individuellen Einstellungen und selbstbenutzten Kanälen (wie Facebook, WeChat oder WhatsApp) orientiert. Marken müssen daher auf Umfeld-Targeting und Zielgruppen-Segmentierung setzen, um wahrgenommen zu werden. Eigene Contents gilt es genauer auf die jeweiligen Needs zuzuschneiden und bei Communitys, in Blogs und in Social Media generell zu kommunizieren, um das Markenerlebnis zu erhöhen und das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Wertschätzung und eine möglichst individuelle Ansprache sind deshalb im Jahr 2022 und darüber hinaus grundsätzliche Voraussetzungen um Leads zu generieren.
Steff Neukam, Managing Partner bei Bloom

 

Mit Mut & Authentizität aus der Beliebigkeit herausstechen
Marken müssen sich künftig noch klarer darüber sein, wo sie hin wollen, für was sie stehen und wer denn wirklich ihre Zielgruppe ist. Es gibt in den nächsten Jahren zahlreiche große Themen und Herausforderungen, die Marken durch aktive Kommunikation positiv für sich besetzen können. Zuletzt haben viele Brands eher versucht, jeden neuen Kanal und Trend mitzunehmen. Und Viele haben sich dabei gnadenlos verzettelt. Deswegen muss zuallererst Klarheit in der Identität herrschen, dann eine fokussierte Strategie auf Kundenbedürfnisse entwickelt werden, erst danach folgt Denken in Kanälen. Wer noch dazu auf Augenhöhe kommuniziert, schnell reagiert und auf eindimensionale Beschallung verzichtet, ist auf dem richtigen Pfad. Durch die Corona-Pandemie wurden Budgets knapper; viele Auftraggeber haben in der Kommunikation stark auf „Nummer sicher“ gesetzt. Wer mit mehr Mut und Authentizität ans Werk geht, hat 2022 eine große Chance, aus der Beliebigkeit herauszustechen.
Mirco Wüstholz, Co-Founder bei Von Helden und Gestalten

 

 

Die Zeit der großen Monologe ist vorbei
Kommunikation ist mehr als nur das Übertragen von Informationen – Kommunikation ist Interaktion. Eine Aktion ohne Reaktion kann also kaum als Kommunikation gezählt werden. Schon in den vergangenen Jahrzehnten befindet sich die Modalität der Markenkommunikation in einem Umbruch. Nicht zuletzt durch den Aufstieg der sozialen Medien entwickelt sich die Massenkommunikation zunehmend weg von einer Einbahnstraße. Wenn ich – als Marke – mit Menschen Kommunizieren möchte, muss ich darauf eingestellt sein, dass sich ein Gespräch entwickelt – die Zeit der großen Monologe ist vorbei, heute stehen wir im Dialog. Mit dem Übergang in eine Creator Economy und einem potenziellen Shift in das Web3, also einem dezentralen Internet, wird sich dieser Trend nur verstärken. Um im Jahr 2022 und darüber hinaus erfolgreich zu kommunizieren, dürfen Brands nicht länger monolithisch gedacht werden. Wir müssen bereit sein für vielfältige, sich wandelnde Gesprächssituationen.
Floris Henning CSO bei INTEGR8 / Partner bei MYTY